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Erfolgsgeschichte 9 - Herr I. (56)

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Persönliches:

  • Zivilstand: geschieden
  • Kinder: zwei, beide volljährig
  • Ausbildung: Landschaftsgärtner
  • Wie lange im maxi.mumm: insgesamt zwei Jahre
  • Wie lange wieder im ersten Arbeitsmarkt: seit drei Jahren

 

maxi.mumm: Wie kam es zur Arbeitslosigkeit?

Herr I.: Bis ich 50 Jahre alt war, stand ich voll im normalen Berufsleben. Durch die Schläge bei der Arbeit mit der Baumaschine wurden aber meine Halswirbel über lange Zeit geschädigt. Deshalb musste ich mir dann sechs Halswirbel versteifen lassen. Anschliessend durfte ich die Baumaschinen nicht mehr bedienen, weil sogar die Gefahr einer Volllähmung bestand, und konnte meinen angelernten Beruf nicht mehr ausüben. Als Folge kündigte mir mein Arbeitgeber noch während ich krankgeschrieben war. Immerhin zahlte mir die Versicherung den Arbeitsausfall.

maxi.mumm: Wie kamen Sie dann zum maxi.mumm?

Herr I.: Wegen meiner Operation war ich insgesamt ein Jahr krankgeschrieben. Mein Arzt meldete mich bei der IV an, zur Abklärung ging ich dann drei Monate lang zur VEBO Oensingen. Dort wurde ich als hundertprozent arbeitsfähig beurteilt, obwohl mein Arzt überhaupt nicht dieser Meinung war. Beispielsweise darf ich laut ihm nur noch 25 Kilogramm heben.

Beim RAV wurde ich dann wiederum wegen meiner Halswirbel nicht angenommen. So musste ich mich direkt beim Sozialdienst melden, wo mich meine Sozialberaterin schliesslich beim maxi.mumm anmeldete. Zuerst arbeitete ich ein Jahr lang mit einem 80%-Pensum im Betrieb Hauswartung. Anschliessend konnte ich zu 100% für den Velo-Lieferdienst fahren.

maxi.mumm: Was veränderte sich in Ihrem Leben mit der Arbeitslosigkeit?

Herr I.: Alkohol oder andere Drogen waren bei mir nie ein Thema, aber mir war zu dieser Zeit einfach unglaublich langweilig. Deshalb stellte ich zum Beispiel meine Wohnung mehrmals am Tag um. Und für meine Kollegen wurde ich teilweise unerträglich, weil ich mit meiner Situation so unzufrieden war. Trotzdem standen sie auch während meiner Arbeitslosigkeit hinter mir. Während dieser Phase fuhr ich viel Velo, was mir sehr gut tat.

maxi.mumm: Was waren die ersten Gedanken, als Sie vom maxi.mumm hörten?

Herr I.: Für mich war das Wichtigste, dass ich überhaupt etwas arbeiten konnte. Zudem hatte ich schon vorher vom maxi.mumm gehört und war insgesamt positiv eingestellt: Ich freute mich, neue Menschen kennenzulernen.

maxi.mumm: Fiel es Ihnen zu Beginn leicht, wieder zu arbeiten?

Herr I.: Ja, ich war sehr glücklich, dass ich wieder arbeiten konnte. Vorher hatte ich am Morgen immer den «Aschiss». Für was sollte ich überhaupt aufstehen, wenn ich nirgendwo hin muss?

maxi.mumm: Was war Ihre Motivation, zurück in die Arbeitswelt zu wollen?

Herr I.: Nach so langer Zeit fiel mir einfach fast die Decke auf den Kopf. Und ich arbeite auch einfach gerne, sonst wird mir langweilig. Zudem war ich schon immer positiv eingestellt: «Irgendeinmal muss es klappen», sagte ich mir.

maxi.mumm: Wie konnte Ihnen das maxi.mumm bei Ihrer Integration in den Arbeitsmarkt Unterstützung bieten?

Herr I.: Dank dem maxi.mumm hatte ich überhaupt Zugang zu einem Computer, mit dem ich meine Bewerbungen schreiben konnte. Auch für die Unterstützung beim Schreiben der Bewerbungen bin ich sehr dankbar. Alle waren immer sehr hilfsbereit.

maxi.mumm: Wie gefiel es Ihnen im maxi.mumm?

Herr I.: Hier gefiel es mir eigentlich sehr gut. Am Morgen hatte ich Freude aufzustehen, weil ich wusste, dass ich arbeiten gehen kann. Schon im ersten Jahr im Programm wurde ich für meine Kollegen wieder erträglicher. Auf dem Velo lernte ich dann auch Langenthal und Umgebung kennen. Manchmal nervte es mich aber, wenn gewisse Fahrer nichts machen wollten und die Arbeit auf die anderen abwälzten. Aber solche Menschen gibt es überall.

Als ich ins BI-Programm (berufliche Integration) kam, sah ich dank der Bewerbungsunterstützung auch wieder eine Perspektive und fand dann ziemlich schnell eine Stelle im Bereich Bewachung und Verkehrsdienst.

maxi.mumm: War es für Sie schwierig, in einen für Sie unbekannten Bereich einzusteigen?

Herr. I.: Es war für mich schon etwas Neues, aber problematisch war das für mich nie. Ich wurde natürlich geschult, und in den Bereichen Selbstverteidigung sowie Erste Hilfe haben wir regelmässig Auffrischungskurse.

maxi.mumm: Wie sieht Ihre finanzielle Situation heute aus?

Herr I.: Als ich wieder ein geregeltes Einkommen hatte, war für mich klar, dass ich zuerst den Schuldenberg – rund 2500 Franken – abarbeite, der sich während meiner Arbeitslosigkeit angesammelt hatte. Dafür brauchte ich ungefähr eineinhalb Jahre. Seit eineinhalb Jahren bin ich schuldenfrei. Nun spare ich für einen Traum, den ich mir spätestens bis 2022 erfüllen will: Ich möchte unbedingt meinen Cousin, der seit Längerem in Kanada lebt, besuchen.

maxi.mumm: Ihr Schlusswort in Bezug auf das maxi.mumm und die aktuellen Teilnehmenden:

Herr I.: «Nid dr Gring la hange» und immer an das Positive denken, dann kommt es irgendwann wieder gut.

 

Text: Manuela Bohrer

 

 

Daniela Häusler