Das maximumm gemeinsam erreichen.

Erfolgsgeschichte 1 - Frau A. (51)

Mittwoch, 13. Mai 2020

Persönliches:

  • Zivilstand: ledig
  • Kinder: keine
  • Ausbildung: Schreinerin / Pflegefachfrau
  • Zeit im maxi.mumm: April bis Juli 2019
  • Im ersten Arbeitsmarkt seit: sechs Monate

 

maxi.mumm: Wie kam es zu Ihrer Arbeitslosigkeit?

Frau A.: Ich arbeitete damals im Bereich Gesundheit/Pflege in einer Abteilung, die auf ein gewisses Gebiet spezialisiert war. Da diese Abteilung geschlossen wurde, verlor ich meine Arbeit. Das war hart. Ich war sehr erschöpft.

Angemeldet beim RAV hatte ich eine gute Beraterin. Da die IV mit im Spiel war, kam ich beim RAV ins IIZ (Interinstitutionelle Zusammenarbeit). Ich durfte dann einen Computerkurs absolvieren. Dieser tat mir gut: Ich wurde im Zusammenhang mit dem Computer mutiger und kann Vieles noch heute brauchen. Es hat mir sehr viel Spass gemacht.

Es folgte dann Bewerbung um Bewerbung und ein Schnuppereisatz in einem Altersheim. Die Menschen dort waren alle nett, aber die wollten mich sogleich als Führungskraft für den psychiatrischen Bereich – und soweit war ich einfach nicht. Innendrinn war ich immer noch sehr wacklig. Ich traute mir das einfach nicht zu.

Dann fand ich wieder Arbeit. Ich nahm all meinen Mut zusammen und wollte das durchhalten, fühlte mich aber auch da zunehmend überfordert. Noch in der verlängerten Probezeit hatte ich einen Unfall: Schulterbruch und Gehirnerschütterung. Ich wurde krankgeschrieben, mir wurde in der Probezeit gekündigt. Dann bin ich umgezogen. Wurde manisch, gab 110 Prozent um alles zu prästieren. Ich wollte es einfach schaffen. Dann bekam ich eine Entzündung an der Schulter. Furchtbare Schmerzen. Intervalltherapie mit Kortison.

In dieser Zeit war auch mein Umfeld überfordert mit mir. Die Medikamente lösten bei mir einen Flug aus, einen Flug mit Absturz. Ich bekam dann die Chance bei einer Tierärztin. Dort konnte ich jedoch nicht länger bleiben, sie entschieden sich für jemand anderes, was auch völlig okay war. Ich konnte dann erneut schnuppern in einem Altersheim. Die waren wieder so nett zu mir, aber auch hier fühlte ich mich komplett überfordert. Nach drei Schnuppertagen ging es mir schlagartig so schlecht, dass ich in eine schwere Krise geriet. Ich kam in eine Krisenintervention für eine Woche. Dann konnte ich wieder nach Hause. Aber ich sah keine andere Möglichkeit, als mich einweisen zu lassen – stationär. Es war anfänglich einfach grässlich für mich. Aber wo sollte ich sonst hin? Ich schickte mich in die Situation.In kleinen Schritten ging es langsam wieder aufwärts. Es folgte eine Überweisung in eine Tagesklinik, dort hatte ich eine gute Bezugsperson. Und von dort aus durfte ich dann ins maxi.mumm schnuppern gehen. Ich fühlte mich damals bereit, als Test mich dieser Herausforderung zu stellen. Es war ein Ausprobieren. Ich wurde zu 50 Prozent «gesundgeschrieben» und konnte im Bereich «Velo» zu 50 Prozent starten. Ich wusste ja, dass Bewegung und frische Luft gut für die Psyche ist und deswegen war das der richtige Platz für mich. Erst in der Velowerkstatt, dann als Kurierfahrerin auf dem Velo. Ich verliess die Tagesklinik und konnte mein Pensum auf 60 Prozent erhöhen und stabil halten. Dies sicher auch wegen der Einnahme von Medikamenten. Es folgte nach drei Monaten der Übertritt in die BI (Berufliche Integration). Dort musste ich Bewerbungen schreiben! Schon bald folgten zwei Schnuppertage – wieder im Bereich Gesundheit/Pflege. Und nach einem Monat BI konnte ich eine unbefristete Stelle antreten.

maxi.mumm: Was hat sich in Ihrem Leben mit der Arbeitslosigkeit geändert?

Frau A.: Ich habe immer noch mein vertrautes und sehr geschätztes Umfeld. Es hat sich natürlich Sorgen um mich gemacht. Die Freundschaften blieben jedoch. Es gab da keine Kontaktabbrüche.

maxi.mumm: Was waren die ersten Gedanken, als Sie vom maxi.mumm hörten?

Frau A.: Ich wollte ja herausfinden, ob und mit welchen Rahmenbedingungen ich arbeitsfähig bin. Und da bot sich für mich das maxi.mumm als eine sinnvolle Chance an.

Hier angekommen spürte ich jedoch auch negative Spannungen, Menschen die frustriert sind. Aber ich liess mich da nicht anstecken. Ich nahm anfänglich ja Velos auseinander. Das tat mir richtig gut, das war wie Therapie für mich – so auf Metall draufhauen! Nach zwei Wochen konnte ich zum Lieferdienst wechseln und mit E-Bike und Anhänger Kurierfahrten übernehmen.

Mit dem Velo, Anhänger und der Kleidung mit der Aufschrift «maxi.mumm Velolieferdienst» in Langenthal umherzufahren war anfangs schon schwer. Es brauchte Überwindung. Ich kenne in Langenthal viele Menschen. Mich so als arbeitslose Sozialhilfebezügerin in Langenthal zu zeigen war nicht immer leicht. Aber Ich schickte mich da halt rein.

maxi.mumm: Was war Ihre Motivation, wieder zurück in die Arbeitswelt zu wollen?

Frau A.: Den depressiven Zustand mag ich gar nicht. Zudem hatte ich gar keine andere Wahl. Ich musste mich ja bewerben, ich hatte vom RAV wieder Auflagen bekommen.

Ich erhielt dann die Möglichkeit für eine Festanstellung als Spitex-Mitarbeiterin. Zwei Tage durfte ich schnuppern. Und sie gaben mir die Chance mit 60 Prozent anzufangen. Der Einstieg war für mich nicht immer leicht. Man traute mir mehr zu als ich mir. Nach und nach wurde ich aber sicherer, habe wieder meine Stärken gespürt, gerade im Umgang mit den Menschen.

maxi.mumm: Welches Erlebnis aus der maxi.mumm-Zeit hat Sie geprägt?

Frau A.: Ich hatte viele schöne Momente. Einmal auf dem Weg fragte ich eine Frau mit einem Köfferchen ganz spontan, ob ich es zum Bahnhof mitnehmen soll. Dann entstand ein gutes Gespräch.

Im maxi.mumm gefiel mir, dass ich zwar mit ganz leichten Arbeiten beginnen konnte – mir von Anfang an jedoch aufgezeigt wurde, dass es verschiedene Möglichkeiten und Wege zurück in Richtung erster Arbeitsmarkt für mich gibt und wir diese zur gegebenen Zeit einschlagen werden. Diese stufenmässige Möglichkeit entsprach mir und meiner Geschichte sehr.

maxi.mumm: Wie sieht ihre finanzielle Situation jetzt aus?

Frau A.: Ich bin verschuldet. Es ist deprimierend. Schlimm. Es fällt mir schwer, den Überblick zu haben. Und ich habe immer das Gefühl, ich gebe ja schon so viel. Aber es kommen immer mehr Forderungen. Mit meiner Bezugsperson von den psychologischen Diensten habe ich noch regelmässig Gespräche. Sie hat mir schon sehr geholfen auf diesem Weg.

maxi.mumm: Ihr Schlusswort in Bezug auf das maxi.mumm und die aktuellen Teilnehmenden.

Frau A.:

«Das ist mal ein Anfang. Daraus kann etwas Neues entstehen»

«Ein Schritt nach dem anderen»

«Umwege erweitern die Ortskenntnisse» Dieses Zitat ist nicht von mir, aber ist an dieser Stelle sicher passend.

 

Text: Manuela Bohrer

 

Daniela Häusler